Freitag, 29. April 2016

Island - Feuer - Wasser - Insel am Polarkreis

Tag I

The Golden Circle


Die erste Station unserer Reise führt uns zum Nationalpark Þingvellir. Das ist nicht nur Schauplatz der Game of Thrones, sondern hier wurde um 930 die erste Versammlung der "freien Männer Islands" abgehalten. Er zählt daher zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Nachdem um 900 die Landnahme abgeschlossen und die Gebiete an die einzelnen "Goden" (Gruppe reicher Bauern, die auf ihrem Besitz einen Tempel errichteten). In diesen Godentümern wurde auch Recht gesprochen, und ab 900 entstanden die ersten autonomen regionalen Þing-Versammlungen, bis eine Generation später das Bedürfnis entstand, Rechtsprechung und Gesetzgebung landesweit zu vereinheitlichen, Bei dieser basisdemokratischen Veranstaltung, genannt AlÞing, wurde vor gut 1000 Jahren in dieser mystischen Kulisse über alles abgestimmt, was das ganze Volk betraf, so etwa auch über den Übertritt zum Christentum.

Als am 17.6.1944, am Geburtstag des Nationalhelden und Freiheitskämpfers Jón Sigurðsson, die Republik Island ausgerufen wurde, geschah das auch an dieser Stelle.










Man wandert dort auch ein Stückchen durch die Almannagjáschlucht, die sich durch ganz Island zieht und die die Grenze zwischen den tektonischen Kontinantalplatten markiert, die Amerika von Europa und Asien trennen.

Sehr anschaulich lässt sich hier erkennen, wie die Erde an dieser Nahtstelle zwischen dem amerikanischen und dem eurasischen Kontinent stets in Bewegung ist: Ständig fließt Magma an die Erdoberfläche, die beiden Platten driften mit einer Geschwindigkeit von etwa 2 cm pro Jahr immer weiter auseinander.






Und dann natürlich noch die Game-of-Thrones-Kulisse


in diesem eiskalten Wasser wurden die Frauen ertränkt, die Verbrechen begangen hatten (z.B. nach einer Vergewaltigung schwanger wurden)
 


ursprüngliche, archaische Natur, von Eis, Feuer und Wasser geprägt
 


und es war so schrecklich kalt, mit einem scharfen,arktischen Wind
 

Wir nähern uns Haukadalur und seinen Geysiren ...


... das ist nicht die Blaue Lagune, sondern eine bis zu 100° Celsius heiße Quelle
 
und hier nähern wir uns Strokkur, einem Geysir, der etwa alle fünf Minuten eine 15 - 20 m hohe Fontäne ausspeit:




 Zum Golden Circle gehört aber auch der wunderschöne Gullfoss, der goldene Wasserfall.



 Und natürlich gehört auch hierzu eine Geschichte:


Sigríður Tómasdóttir, die etwas streng aussehende Dame auf der Stele, gilt als erste Naturschützerin Islands.Ihrem Vater Tómasson gehörte in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts das Gebiet um den Wasserfall, aber er war sehr arm, Eine britische Firma bot ihm viel Geld, um ihm das Land abzukaufen und den Gullfoss als Energiequelle zu nutzen.
 

Sigríður aber drohte, sich in den Wasserfall zu stürzen, falls der Verkauf zustande käme, und sie marschierte barfuß die 120 km bis Reykjavík, um Aufmerksamkeit und Unterstützung für ihren Protest zu finden. Nachdem der Kauf abgewendet war, baute sie mit ihren eigenen Händen den ersten Weg, um es den Menschen zu rmöglichen, den Gullfoss zu bewundern.


Eine Sommerhaussiedlung:




Die letzte Station unseres Ausflugs galt dem Krater Kerið bei Laugarás, in dem sich ein eingeschlossener See befindet, dessen Oberfläche mit dem Grundwasser zusammenfällt -  das Wasser hat hier überall fantastische Qualität, es schmeckt sehr gut direkt aus der Leitung. Das heiße Wasser, ebenfalls direkt von der Natur geliefert, riecht manchmal ein bisschen schwefelig




... und hier wohnen wieder die Elfen
 

bei Laugarás wird Gemüse in Glashäusern angebaut - das bietet sich eigentlich an bei dem Überfluss an Geothermie
 

In der Ferne sieht man unschuldig Hekla (das Tor zur Hölle), einen der aktivsten Vulkane der Insel

Übrigens: Nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im April 2011 wollten die Engländer finanzielle Entschädigung von Island durch den Ausfall im Luftverkehr durch den Vulkanausbruch - dessen Auswirkungen dank günstiger Winde in Island kaum zu spüren waren -, und die Isländer reimten: "Sorry, Gordon Brown, we don't have any cash, but we have a lot of ash" ....
Und die eigene Asche war dank der Tatsache, dass all die Cousinen und Cousins aus ganz Island herbeiströmten, um beim Aufräumen zu helfen (typisch Island!) binnen zweier Wochen beseitigt.

 

Mittwoch, 27. April 2016

Island - Feuer - Wasser - Insel am Polarkreis

Tag III Teil 2

 Hospitation und Rundgang durch Reykjavik

 

Die Schulpflicht in Island endet nach dem 16. Lebensjahr, aber natürlich gibt es, wie überall, auch Menschen, die die Schule abbrechen. Es werden hier große und großzügige Anstrengungen unternommen, die Betroffenen dabei zu unterstützen, sich in Gesellschaft und Erwerbsleben einzugliedern. Dieses 18-monatige Programm umfasst drei Teile: Beschulung, Sport und sozialpädagogische Betreuung.
Bei unserem Besuch an der Námsflokkar Reykjavikur erhielten wir einen Einblick in den schulischen Teil:
Von 8:30 bis 13:30 werden Mathematik, Isländisch und Englisch unterrichtet, daneben Computerkenntnisse und verschiedene handwerkliche und künstlerische Aktivitäten. Sie bekommen ein Gehalt dafür, dass sie an dem Programm teilnehmen, es gibt keine Prüfungen, aber credit points, die angerechnet werden, wenn sie entweder in das Schulsystem zurückkehren oder eine Arbeitsstelle antreten. Teil dieses Pakets ist ein Praktikum, bei dem sie täglich 4 Stunden pro Woche, jeweils von 13 - 15 uhr arbeiten müssen. Auf die Frage, ob es schwierig sei, solch einen Praktikumsplatz zu finden, kommt eine typisch isländische Antwort: nein, das sei ja Dienst an der Gesellschaft, und: es sind ja alles unsere Cousinen und Cousins.
"We want them to be happy here" ist ein Leitmotiv, das sich durch das Erziehungswesen zieht, und speziell hier: "We want them to be happier, stronger, and to fly away."

Dieses selbstverständliche füreinander Einstehen, die Gelassenheit - nicht Ergebenheit! - der Natur und ihren Gewalten gegenüber "There isn't always sunshine in Iceland" und dazu ein augenzwinkernder Humor
- für jeden Monat eine eigene Mütze, denn man braucht sie immer


Starbucks auf Isländisch
 

ein "Lavagarten" 
 

nein, kein Fahrrad, ein "Barbershop" (= anno dunnemals Herrenfrisör)


Werbung für Speeddating
 

... und sowas gibt es hier nie!!!


... Fortsetzung folgt! 

Island - Feuer - Wasser - Insel am Polarkreis

Tag III Teil 1

What it is to be Icelandic

Wir machen uns in der Frühe wieder auf den Weg zu unserer Elfenschule
Vættaskoli-Engi, man kennt sich inzwschen ein bisschen und alles schwätzt angeregt durcheinander, mit dem Effekt, dass wir nach 45 Minuten Fahrt die Bushaltestelle verpassen! Alle beraten aufgeregt, was zu tun ist, manche steigen in der Verzweiflung einfach an der nächsten Haltestelle aus (und haben dann mehr als 1 km Fußweg vor sich), andere versuchen, mit dem Busfahrer zu verhandeln, der schließlich zu verstehen gibt: Abwarten, weiterfahren... Einige Haltestellen weiter stoßen wir auf einen weiteren Bus mit anderen Kollegen. Es stellt sich heraus, das dies ein Ersatzbus ist, weil der der Kollegen eine Panne hat - und so fahren wir schließlich alle fröhlich mit dem Ersatzbus zu unserer Haltestelle zurück.

Das heutige Programm beginnt damit, dass Gudrun Kristiansdóttir uns die Wesensart der Isländer erklärt: What it is to be Icelandic
 Was wir bereits kennengelernt haben, sind der Stolz auf diese grandiose Natur, der unbedingte Wille, unabhängig zu sein



"Mother Nature isn't always kind": Die Isländer sind es gewohnt, ständig unberechenbaren Naturgewalten ausgesetzt zu sein. Island ist die größte vulkanische Insel der Welt, es gibt ständig irgendwo Erdbeben (allein in der vergangenen Nacht 200 auf der ganzen Insel)
 

 Das längste Erdbeben dauerte von November 1963 bis Juni 1967, als die neue Insel Surtsey geboren wurde. Bis heute haben nur Wissenschaftler die Erlaubnis, die Insel zu betreten, weil sie die einmalige Chance haben festzuhalten, wie neues Leben entsteht, welche Pflanzen zuerst wachsen.



Eine beliebte Freizeitbeschäftigung der Isländer ist "Vulkananschauen", Hekla zum Beispiel, "The gateway to hell". Bäume würden dabei übrigens nur stören, es gibt hier sehr wenige, und die Aufforstungspläne der Regierung werden mit Skepsis diskutiert.
Auch die See ist nicht immer freundlich zu den Menschen, es gibt keine Familie auf Island, die nicht Familienmitglieder dort verloren hat. Auf der anderen Seite ist die Fischerei eine der wichtigsten Einkommensquellen des Landes
 

 Aufgrund der Lage ist Island extrem isoliert. Sehr viele Güter müssen importiert werden , die Lebenshaltungskosten sind sehr hoch. Auf der anderen Seite ist es ihnen immer wieder gelungen, politisch sehr geschickt zu verhandeln (Beispiel Ausweitung der Fischereizone auf 200 Meilen).
Ein weiteres Hobby der Isländer ist ein family gathering: alle Generationen kommen zusammen und man erforscht die Familiengeschichte. Etliche sind stolz darauf, sich bis in die Anfänge der Siedelungzeit zurückverfolgen zu können.   

Und dann gibt es da noch die Wetterphänomene    
 
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               
"Isländer zu sein bedeutet, das Wetter hinzunehmen, da man es doch nicht ändern kann:
"We don't have weather, we just have samples"            

Aber dann gibt es auch noch die Trolle und die Huldufólk, die hidden peoples. 
Trolle sind dumm und häßlich, sie leben weit entfernt in den Bergen, wo sie sich vor den Menschen verstecken, und sie haben das Christentum nicht übernommen.



Die Huldufólk leben jedoch in der Nähe der Menschen, und sie helfen ihnen, wenn diese freundlich zu ihnen sind. Dann wird zum Beispiel das Gras an einer bestimmten Stelle nicht gemäht, Felsen nicht angerührt, weil sich dort eine Elfenkirche befindet, und man darf dort auch nicht laut sein. Die Elfen sind verborgene Begleiter der Menschen seit Adam und Eva, daher sind sie auch Christen.


Und die (eine) Geschichte geht so: Gott hat sich in ganz früher Zeit bei Bauern zum Tee angemeldet. Die Mutter und Hausfrau bemüht sich, schnell alles sauber herzurichten, es gelingt ihr aber nicht, alle Kinder rechtzeitig zu waschen. So versteckt sie die ungewaschenen und stellt ihm nur die reinlich gewaschenen Kinder vor. Gott in einer Weisheit sieht alles und will die Mutter nicht bloßstellen, daher sind die sauberen Kinder zu sehen, die anderen aber unsichtbar immer dabei.
 
                                                                                              

                                                                                                                                 Wann immer man das Thema hier erwähnt, hat man das Gefühl, dass die Existenz dieser Wesen eine Selbstverständlichkeit ist. Vor einiger Zeit sollte eine Straße gebaut werden, die durch ein von Huldufólk bewohntes Gebiet geht. Die Lösung war: Ganz vorsichtig wurde die Elfenkirche an eine andere Stelle versetzt, dann konnte die Straße gebaut werden.


                                                                                                                                                                                                                                                                    Auch hier wohnen Huldufólk....